"Du wirst fehlen" sagt die weibliche Brust an meinem Oberarm, "Bist Du glücklich?" fragt eine Heilige, "Komm doch wenigstens um 12 kurz vorbei" schallt es aus einer anderen Ecke. Die Zeit vergeht wie in Zeitlupe, bis endlich alle ihrer Wege, hinein in die Silvesternacht, gegangen sind, ich mein fröhliches oder auch grimmig abweisendes Gesicht ablegen darf. Jetzt gehört die Nacht endlich mir, mir allein.

Wer oder was bin ich, soll oder will ich sein: eine Frage, die ich mir immer öfter stelle. Ich will in eine Schublade gesteckt werden, selbst wenn es eine ist, die außer mir keiner bewohnen kann.

Die großen Gefühle, schreibt Camus, führen ihre -- glanzvolle oder jämmerliche -- Welt mit sich. Und so baue auch ich meine eigene Welt mit ihrem eigenen, meinen Gefühlen angemessenen, Klima auf. Die düstere Welt der Verlassenheit fühlend, trete ich in Munchs "Schrei" ein.

Ein heraufziehen dunkler Nebel erwartete ich, doch die Druckwelle eines brüllenden Donners warf mich gegen die Wand. Rational schon längst zu einem Ergebnis gekommen, doch mal wieder spielt die Seele nicht mit.
Eilends werden Füllfederhalter, zwei Notizbücher, Bahn- und Creditcard sowie ICE-Tageskarten (man weiß ja nie!) zusammengesucht, der nächste Zug ins Nirgendswo hoffentlich noch erreicht.
Noch 8 Minuten mich angemessen zu kleiden und das Haus zu verlassen .... .

Direkt unheimlich für meine Verhältnisse, aber seit Anfang Dezember durchgehend heiter. Dazu trugen und tragen bei:

• Ein Blitz-Blind-Date bei dem ich ihren Wohlgefallen nicht erregte, sie den meinigen nicht.
• Ich bin wieder ich. Nur viel besser als ich es ja zuvor gewesen bin. Zurück im eigenen Raumzeitkontinuum läßt sich die Welt gelassen betrachten.
• Einige Geister die ich nie rief, konnten vertrieben werden.
• Das Wiedereintauchen in die Welten in die ich gehöre, in denen ich mich wohl fühle.

Ach was! Bevor diese Listelei ins Unendliche anwächst, freue ich mich einfach darüber, daß ich mich sauwohl fühle, mein Leben, mein Denken und mein Fühlen einfach wieder Spaß machen.

Ausnahmsweise heiter, nur leicht bewölkt.
Zu meiner guten Stimmung trugen bei:

• Alice Schwarzer, die mich mit ihrem einfühlsamen Portrait Simone de Beauvoirs erfreute. (FAZ, 24.11.2007, Seite Z3)
• Eine liebe Freundin die mir unerwartet (aber genau zum richtigen Zeitpunkt) eine SMS schickte.
• Meine heroische Tat, Reis und Gemüse links liegen zu lassen und mir ein Steak mit Pommes zum Abendessen zu gönnen.
• Eine Verabredung für nächsten Sonntag.

M.B.C.